von Nora Pfund, illustriert von Nadia Etter
Das Baby brabbelte, liess kleine Speichelbläschen platzen und schmiss dann den Saftbecher um, der vor ihm auf dem kleinen runden Tisch stand. Der Saft verteilte sich rasch über die ganze Fläche und Hanna versuchte fieberhaft den Saft und Sabber ihres Sohnes aufzuwischen. Der Kleine fing an zu weinen, als sie ihm etwas grob über den Mund fuhr. «Wo blieb nur ihre Mam?», dachte sie gestresst. Sie sah sich um. Im ganzen Starbucks-Café schaute man sie an – so kam es ihr zumindest vor. «Was macht die nur mit diesem Kind?» «Ist DAS die Mutter?» «Was für eine junge Mutter. Jetzt schon Kinder!»
Das dachten sie alle, davon war Hanna überzeugt. Sie zog sich die Leggins höher und begann in ihrer Tasche nach ihrem Handy zu kramen. Einen Moment später trat ihre Mam an den Tisch. «Da bist du ja! Ich habe schon den ganzen Laden nach dir abgesucht. Hallo mein süsser kleiner Mann!» Das Baby kreischte vergnügt als Hannas Mutter ihn hochnahm und hin und her wiegte. Hanna linste nervös zu den anderen Gästen. «Komm Hanna, nimm ihn mal!» «Nein, ist schon gut», sagte sie. «Ich geh rasch auf die Toilette.» Ihre Mutter schaute ihr etwas bedrückt hinterher – den kleinen Ben immer noch in den Armen.
Hanna wusch sich die Hände unter dem kleinen Hahn und schaute dann in den Spiegel. Ein junges Mädchen mit blond gefärbten Haaren, stark geschminkten Augen und einem knallpinken Tanktop schaute zurück. Wer sie ohne Ben und ohne Kinderwagen sah, würde sie selbst noch für ein Kind halten.
Sie ging wieder ins Café. Ben sass wieder in seinem Hochstuhl. «Also vergiss nicht. Morgen gehst du zur Oma und bringst ihr unser Geburtstagsgeschenk vorbei. Und denk daran, früh genug loszugehen, damit du genug Zeit zum Einsteigen hast mit Ben und dem Kinderwagen.»