Die Digitale Revolution

und die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft


eine textliche Erörterung

Nur wenige Jahre ist es her, da sich in unserer Gesellschaft ein Wandel vollzog – ja eine Revolution gar. Eine Revolution nämlich der Grundeinheit jeder Gesellschaft – der Kommunikation. Hat sich die digitale Vernetzung zwar schon davor mit dem Aufkommen des Internets im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert angedeutet, konnte sie sich erst durch die Verbreitung der Smartphones einige Jahre später wirklich durchsetzen. Nun, da jeder zu jeder Zeit und mit jedem verbunden ist oder zumindest sein kann, sofern er dies denn wünscht, wird erst allmählich das Ausmass dieser Revolution klar. Doch nicht bloss dem Guten sei Aufmerksamkeit gezollt, sondern auch auf die, zwar auf den ersten Blick nicht unbedingt sofort erkennbaren, doch nichtsdestotrotz unbestreitbar vorhandenen negativen Aspekte soll das Augenmerk gelegt werden.

Ein jeder, der ein Smartphone sein Eigen nennen kann – und das ist heutzutage in unserem Land wohl ein Grossteil der Bevölkerung – weiss die Vorzüge, die ein solches Gerät mit sich bringt, zu schätzen. Zu jeder Zeit, beinahe ungeachtet des Ortes, in der Lage zu sein, mit praktisch jedem Menschen auf der Welt verbunden sein zu können; quasi in Echtzeit Nachrichten vom anderen Ende des Globus direkt in die eigene Handfläche geliefert zu bekommen; auf jede erdenkliche Frage, nur ein paar Fingergesten von der Antwort entfernt zu sein – dies alles und noch weitaus mehr sind Möglichkeiten, die uns sowohl als Individuen, als auch als Gesellschaft unbestrittenermassen weiter gebracht haben.

Doch wie so vieles in den letzten Jahrzehnten, geschah dieser Wandel extrem schnell, vor allem in Anbetracht der bisherigen Entwicklung der Menschheit. So geschahen die meisten Veränderungen und Fortschritte der menschlichen Entwicklung in Zeiträumen von evolutiver Relevanz, also zehntausenden bis hunderttausenden von Jahren. Im Vergleich dazu scheinen die paar Jahrzehnte, welche die Informationstechnik benötigte, um dem Grossteil der Menschheit einen Computer erschwinglich zu machen und somit eine Maschine mit nahezu unerschöpflichen Anwendungsbereichen, beinahe lächerlich. Nicht mehr bloss lächerlich, sondern geradezu grotesk muten dann aber die wenigen Jahre an, die es benötigte, um nun auch praktisch jedem zu ermöglichen ein ebenso Leistungsstarkes und dazu noch mobiles Gerät – das Smartphone – zu besitzen.

Dass bei solch kurzen und dadurch aber nicht weniger grossen Veränderung eventuell Probleme entstehen können, nur schon durch das Fehlen von ausreichender Zeit für eine optimale Anpassung, ist beinahe offensichtlich. Die einzige Möglichkeit, wie sich der Mensch überhaupt so schnell an eine derart einschneidende Veränderung seiner Umwelt adaptieren kann, ist die ungeheure Flexibilität, die er durch sein leistungsstarkes Gehirn hat. Allerdings entwickelte sich das menschliche Gehirn über all die Jahrhunderttausende nicht im Hinblick auf die momentan allgegenwärtige Technik, sondern schlicht fürs Überleben in der Wildnis. Diese Tatsache in Betracht ziehend, muss man beinahe erwarten, dass es zu Problemen in der Anpassung kommen kann. Ein gutes Beispiel hierfür sind durch nächtlichen Bildschirmkonsum ausgelöste Schlafbeschwerden, da in der gesamten Menschwerdung niemals auch nur die Möglichkeit bestanden hat, in der Nacht solch intensiven Lichtreizen ausgesetzt zu sein, wie sie ein direkt vor den Augen befindlicher Bildschirm eines Smartphones auszustrahlen vermag.

Vor allem die wirklich ständige Verfügbarkeit dieser Technik ist es jedoch, was zu den meisten nicht erwünschten Folgen führt. So gibt es beinahe unzählige Wege, wie man sich mit einem Smartphone zu jeder gewünschten Tageszeit eine Stimulation des Belohnungszentrums im Gehirn zuführen kann. Dazu gehören zum einen sicherlich Games, die speziell dafür ausgelegt sind, dem Spielenden ein sofortiges Erfolgserlebnis zu bereiten, doch gibt es noch viele weitere, eventuell etwas weniger offensichtliche Beispiele hierfür. Nur schon das unmittelbare Feedback anderer Menschen auf alles Mögliche und Erdenkliche via Social Media bietet eine bis anhin kaum vergleichbare Plattform für die instantane Bedürfnisbefriedigung. So musste man zu früheren Zeiten die Anerkennung und Wertschätzung anderer Individuen

zumeist aktiv suchen und konnte sie sich nicht bequem mit einem abgeschriebenen Zitat oder einem in wenigen Sekunden erstellten Selfie bekommen.

Da es somit immer einfacher wird, die Glücksmomente und die Bestätigung durch unsere Mitmenschen, wie wir sie uns alle wünschen, zu erhalten und wir dies auch noch zu einem Grossteil selber steuern können, liegt ein grosses Potential für eine Abhängigkeit vor. Diese als solche zu erkennen, ist jedoch meist nicht so einfach, wie man sich das denken könnte, da wir uns gesellschaftlich gesehen eher mit den ausgeprägten Formen der Substanzabhängigkeit auskennen und die beschriebene Abhängigkeit sich natürlich auf etwas tieferen Ebenen abspielt, jedoch deswegen auf keinen Fall als nichtig abgetan werden sollte! Nur weil die Sucht nach oben genannten Auslösern der Glücksantwort nicht die gleichen körperlichen Schäden zu verursachen im Stande ist, heisst dies noch lange nicht, dass sie weniger ernst zu nehmen ist. Für Betroffene kann es trotzdem weitgreifende Konsequenzen im sozialen Bereich haben, nur schon durch die aufgewendete Zeit am Smartphone. Dies lässt sich auch gut nachvollziehen, wenn man sich einmal bewusst wird, wie viel unserer Zeit wir vor diesen kleinen Bildschirmen verbringen. Relativ schnell häufen sich Minuten zu Stunden an und die Zeit am Smartphone wird grösser als die Zeit, welche wir dafür aufwenden, tatsächlich mit Menschen zu reden und zu sozialisieren. Paradox ist diese Tatsache vor allem, da es sich bei Smartphones gerade um Geräte handelt, welche uns in der Kommunikation mit unseren Mitmenschen helfen und diese vereinfachen sollten. Wann hingegen die leider unsichtbare Grenze vom sinnvollen Konsum zum gefährdenden Gebrauch erreicht ist, scheint sehr schwierig zu erkennen und wird oftmals erst viel zu spät bemerkt.

Zuweilen scheint es beinahe, als blende man die Wirklichkeit um einen herum etwas aus zu Gunsten der einfacheren und schöneren zweiten Realität, die man sich im Netz aufbauen kann. Denn im Netz kann jeder der sein, der er sein will – meist jemand, den er gerne im realen Leben wäre und aus irgendeinem Grund nicht ist. So kann es geschehen, dass man zunächst anderen doch immer mehr auch sich selbst ein Leben zu leben vorgaukelt, das nicht der Realität entspricht. Dies kann natürlich zu Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen führen, da man irgendwann erkennt, dass sich das reale Ich mit dem virtuellen Ich nicht messen kann.

Eine Sache ist es, diese Problematik, welche uns mit dem Aufkommen der Smartphones aufgebrockt wurde, zu erkennen, doch eine gänzlich andere und wohl bedeutend schwierigere Herausforderung ist es, dafür eine Lösung zu finden. Da es sich bei diesem Phänomen aber um eine relativ neue Erscheinung handelt, gibt es auch noch keine erforschte und für jeden gültige Strategie zu dessen Behandlung. Aus diesem Grund ist auch die individuelle Erkenntnis über das eigentliche Bestehen des Problems so unerlässlich. Erst nachdem man sich einmal bewusst geworden ist, welcher Versuchung man überhaupt anheimgefallen ist und vor allem, welche Konsequenzen dies für einen selbst gehabt hat und eventuell noch haben könnte, ist man bereit, sich seine eigene Lösung zu finden.

Und doch muss man sagen, dass wohl trotz all der potentiellen Gefahren, welchen diese neue Technik uns aussetzt, die positiven Aspekte durchaus noch überwiegen. Zumindest zum jetzigen Moment noch, denn kann doch niemand genau sagen, wie sich die Situation in Zukunft noch entwickeln könnte. Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam und wer weiss, welche weiteren Möglichkeiten und Gefahren er uns noch bringen wird. Ob wir in einigen Jahren alle wie mit Scheuklappen abgekapselt von unserer Umwelt und in unserer digitalen schönen neuen Welt umherirren, einem scheinbaren Glück nachrennend, welches vermutlich niemals ganz erfüllend sein kann oder ob wir abgeklärt und wohl wissend der Gefahren die technischen Vorzüge mehr zu unseren Gunsten als unserem Schaden einzusetzen in der Lage sind, liegt allein an uns und unserer Fähigkeit, diese Gefahren erst als solche zu erkennen!

Folgende Bildkompositionen versuchen diese Thematik für den Betrachter fassbar darzustellen:

Digitales Burnout

Eine der bereits bekannten Risiken im Bereich Mediensucht ist das sogenannte
Digitale Burnout. Das untenstehende Video erklärt, was es damit auf sich hat.